Ich hatte das Privileg, diesem ganz leisen Großen anlässlich der Aufnahme zu einer „Texte“-Sendung über meinen Roman „Paurs Traum“ im Ö1-Tonstudio zu begegnen. Seine unprätenziöse Freundlichkeit wird mir ebenso in Erinnerung bleiben wie seine unverwechselbare Stimme.
Anlässlich einer Veranstaltung hatte ich heute erstmals die Gelegenheit, das ehemalige Professhaus der Jesuiten, das spätere Gebäude des ehemaligen Hofkriegsrats zu besichtigen. In der Zeit, in der ich am Manuskript gearbeitet habe, wurde es umgebaut.
In dem heutigen Luxushotel sind erst Martin Dobrizhoffer und wenige Jahre später Leopold Paur ein- und ausgegangen. Der Blick aus dem Fenster auf das damalige Halleweilische Haus muss Paur die Inspiration für die Fassade seiner Einheitshäuser geliefert haben.
Am Nachmittag Termin bei Prof. Kohl am Institut für Rechtsgeschichte. Valentin Günther, Sekretär Josephs II., war offenbar ein Prozessgegner des von Paur vertretenen Kaufmanns Peter de Lucca. Interessant ist, dass die Namen der beiden in Paurs Verlasssenschaftsakt auftauchen und dass beide laut Kodek Mitglieder derselben Freimaurer-Loge in Hermannstadt waren.
Am Nachmittag Fortsetzung der Arbeit am fünften Kapitel. Ich bin jetzt mit der Szene im „Roten Dachl“ (heutiges „Griechenbeisl“) fertig, in der sich Leopold in Mitzi verliebt. An zwei Absätzen habe fast zwei Stunden gefeilt (Straffung der Augenmuskeln und der Aufmerksamkeitszügel) …
Heute habe ich mit der (nochmaligen) Lektüre von Patrick Süskinds „Das Parfum“ begonnen: Er verwendet das gelegentliche Heraustreten des Erzählers aus der Geschichte um beispielsweise zu erklären, warum der Tod der Ziehmutter erzählt wird, obwohl er für die weitere Geschichte unwesentlich ist.
Am Nachmittag habe ich dann zwei Seiten für Kapitel 5 über den Besuch im Hetztheater geschrieben.
Gestern am Abend war ich in der Sterngasse und habe mir das Haus angeschaut, in dem Paur nach seiner Hochzeit mit Katharina Décret lange Zeit gewohnt hat: den Neustädter Hof. Ein viergeschoßiges, um 1740 errichtetes Gebäude, das anfangs im Besitz des Wiener Neustädter Klosters war. Im 18. Jahrhundert war es ein Durchhaus zwischen Sterngasse und dem „Berghof“. Links neben dem Eingangstor ist eine 20cm große Steinkugel eingemauert, die im Zuge der Türkenbelagerung 1683 von der Leopoldstadt aus abgefeuert worden ist.
1. Mai 1769
Im Prater blüht bereits der Flieder. Die ersten Strahlen der Morgensonne entzünden die Kerzen der Kastanien, die vom beginnenden Frühling künden. Der Duft der Büsche und Bäume vermischt sich zu dieser frühen Stunde mit jenem der noch taunassen Wiesen …
Vormittags Recherchen zum angeblichen Hochverrat von Valentin Günther. Hans Magenschab berichtet in seiner Biografie Josephs II., dass der Kaiser bei der Uraufführung von Mozarts „Entführung aus dem Serail“ am 16. Juli 1782 durch die Beschäftigung mit den Verfehlungen seines persönlichen Sekretärs Günther abgelenkt gewesen sein dürfte. [Valentin Günther soll 1779 in Preßburg in eine Freimaurer-Loge aufgenommen worden sein].
Die von Edith-Ulla Gasser gestaltete „Texte“-Sendung über „Paurs Traum“ war sehr gelungen. In der Einleitung wurde das „Crowd-Funding“ zur Finanzierung der „Stadt im Traume“ erwähnt, im Abspann meine beiden ersten Bücher.